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Geistheiler Horst Krohne – der vom Scheintod Auferweckte

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Geistheiler Horst Krohne – der vom Scheintod Auferweckte

Gastbeitrag von Doktor Haus

Große Gestalten der Mythologie wurden stets unter außergewöhnlichen Zeichen geboren oder erhielten welche in ihrer Kindheit. Da erschienen Kometen am Himmel, Engel jubilierten, als FJS das Licht der Welt erblickte hörte man einen solchen „Luja sog i“ frohlocken. So ist es verständlich, dass ebenso Hellseher, Ufo-Seher, Übersinnliche jeglicher Art, wie auch Geistheiler, sich dem nicht entziehen können.

„Im Alter von neun Jahren hatte mich der Arzt aufgrund einer Hals- und Nasendiphterie für tot erklärt, denn seit zwei Tagen lag ich bewusstlos und atmete nicht mehr. Meine Großmutter wollte meinen Tod nicht wahrhaben, sie hat sich mit mir über Nacht im Zimmer eingeschlossen und begann mit ihren schamanischen Techniken, Ritualen und Wärmebehandlungen. Nächsten Morgen, als der Arzt kam um den Totenschein auszufüllen, konnte er nicht glauben, was er sah. Ich saß im Bett und war fit!“ Quelle, siehe Anfang Interview.

Da wäre beinahe mit dem jungen Horst Krohne Schluss gewesen. Aber er hatte ja eine schamanische Oma. So war er zum Geistheiler, ja sogar – wie es heißt – zu einem der erfolgreichsten Geistheiler Europas, vorbestimmt. Da führte kein Weg daran vorbei. Aber zunächst wurde er Verkaufs- und Marketingleiter in führender Position. Da lernte er, wie man Geschäfte macht, was ja für einen Geistheiler durchaus nützlich sein kann.

Die Geschäfte liefen bestimmt nicht schlecht, denn es reichte für ein Anwesen auf Teneriffa. Trotzdem entsagte Horst Krohne 1970 der Fortsetzung seines materiellen Berufs. Man liest so etwas oft von solchen Leuten. Dabei erfährt man selten den eigentlichen Grund für den Karriereknick. Für Horst Krohne ging es auf Teneriffa weiter.
„Zehn Jahre lang lud er Heiler aus aller Welt ein, sah ihnen bei der Arbeit zu und suchte wissenschaftliche Erklärungen für ‘Wunderheilungen’ aller Art.“ Quelle, siehe Einleitung.

Wenn er das wirklich wissenschaftlich gemacht haben sollte, müsste er ja sehr schnell dahinter gekommen sein, welche Methoden und Tricks die Heiler aus aller Welt praktizieren, um Kranke oder auch eingebildete Kranke zu täuschen. Es ist kaum vorstellbar, dass er sich selbst veräppeln lies. Dafür ist der Mann zu clever. Wenn man aber die Geschichte weiter hört, ist da von Wissenschaftlichkeit keine Spur mehr, auch wenn Horst Krohne immer wieder beteuert, dass das ja nichts mit Esoterik zu tun habe.

So erlernte er bei seinen „Forschungen“ das Sehen von so genannten Chakren. Wenn jemand etwa sieht, was nicht existiert, gibt es eigentlich nur drei Möglichkeiten: Er leidet an Wahnvorstellungen, wird in abgeschwächter Form vielleicht durch blühende Fantasie beeinflusst oder behauptet das einfach so, obwohl er genau weiß, dass es unwahr ist. Horst Krohne macht nicht den Eindruck eines wirren Fantasten. Er erzählt aber ganz selbstverständlich von „Durchgaben“ aus einer geistigen Sphäre. Von Gott ist öfters die Rede. Zu einer Außerirdischen hatte er auch schon mal Kontakt. Überhaupt sieht er die Geistheilerei nur als Mittler. Heilen tun ganz andere oder etwas ganz anderes. Das ist für Geistheiler sehr bequem, denn dann haben sie auch keine Verantwortung zu tragen, wenn das mit dem Heilen mal wieder nicht geklappt hat.

Horst Krohne hat sich in den Jahren auf Teneriffa ein eigenes, nach allen Richtungen offenes, wie auch diffuses System zurecht gebastelt. Darin ist eigentlich alles möglich und er hat auch für alles irgendwelche Erklärungen. Die müssen ja nicht konkret und schon mal gar nicht naturwissenschaftlich nachvollziehbar sein. Seine Klientel erwartet das auch nicht von ihm. Und seine Schüler sind sowieso esoterisch geprägt. Für sie ist unscharfes Geschwurbel ganz normal. Horst Krohne schrieb dazu auch mehrere Bücher in der Art. Nicht ohne Grund nimmt er hier Platz 6 der zehn kuriosesten Wunderheiler der letzten Jahre ein.

Während man zu dem Zeitpunkt noch in Deutschland zum Geistheilen zumindest die Heilpraktikererlaubnis besitzen musste, konnte man sie in Spanien problemlos, ohne Einmischung der Behörden, in die Praxis umsetzen. Die meisten seiner Klienten kamen als Urlauber oder berentete Wetterasylanten aus dem deutschsprachigen Raum. Mit seinem Slogan „Wissen um zu helfen“ präsentierte Horst Krohne sich als so etwas wie ein selbstloser Heiland. Immerhin wurde ihm das Talent nachgesagt, oft in wenigen Minuten die Ursache einer Krankheit erkennen zu können. Was dazu sehr praktisch war: Die meisten Klienten waren nach dem Urlaub wieder weg, aber das Geld in der Kasse.

So langsam wuchs aber die Konkurrenz. In den Achtzigern zog es immer mehr Scharlatane und Quacksalber in die Südeuropäischen Urlaubsgebiete, besonders dort hin, wohin mitteleuropäische Rentner und Pensionäre ihren Alterssitz verlegten oder den Winter verbrachten. Das war eine zahlungskräftige Kundschaft und ist es in gewissem Maße heute immer noch. Anpassungsfähig wie Horst Krohne ist, fing er an selbst andere Geistheiler auszubilden. Warum sich über Konkurrenten ärgern, wenn man an ihnen auch verdienen kann?

Sein Lehrprogramm, das er angeblich zusammen mit Ärzten, Psychologen und Psychiatern erarbeitet haben will, war gefragt. Das ist auch so eine Masche von cleveren Geistheilern: Sich niemals gegen echte Mediziner stellen, sondern stets so tun, als würde man mit ihnen kooperieren, so als wäre man die bessere Hälfte von Onkel Doktor. Da sind die Aufgabengebiete klar abgesteckt und man kann hier auch wieder schön die Verantwortung auf andere abwälzen. Die Ausbildungskurse in Deutschland, Österreich und der Schweiz waren stets ausgebucht.

1998 verkaufte Horst Krohne sein Zentrum der Lebenshilfe auf Teneriffa und gründete im hessischen Dreieich eine Geistheilerschule nach seinem Namen. Den ließ er auch als Wortmarke eintragen. In der Folge rekrutierte er ein Gruppe von Heilern, die er selbst ausgebildet hatte, als Referenten, denn die Zahl der Kurse konnte er alleine nicht mehr bewältigen. Das sind die gegenwärtigen Mitstreiter. Franz und Sylvia Braum wurden bereits hier im Blog vorgestellt.

Heute ist die Krohne’sche Scharlatanschule eine aus fünf Gesellschaftern bestehenden GmbH mit Hauptgeschäftsstelle im niedersächsischen Hildesheim. Handelsregister-Nr. HRB 202276. Aktueller Geschäftsführer ist der Dipl. Soziologe und Geistheiler Volker Finger aus Dresden.

Was bietet die Schule für einen Lehrstoff? In zwei Einführungsseminaren kann man einen Spaziergang kreuz und quer durch die Scheinwelt des pseudomedizinischen und esoterischen Irrsinns machen. Es folgen Jahresfortbildungen zum „Energetischen Heiler“ in sechs Modulen. Da wird im Prinzip der gleiche Käse wiedergekäut, nur etwas intensiver. Spätestens im 6. Modul „Austherapiert, was nun?“ wird’s richtig stinkig. Da geht es darum, wie man kranke Menschen, die dazu bereit sind nach dem letzten Strohhalm zu greifen, noch schnell abzocken kann.
Bis hierhin kostet die Ausbildung den Absolventen zusammen 3280,00 €, ohne Nebenkosten.
Dann kann man noch Seminare zur „persönlichen Weiterentwicklung“ buchen. Da fragt man sich, wie weit ein zivilisierter Mensch des 21. Jahrhunderts zurückgebildet sein muss, um für solch einen Humbug so viel Geld auszugeben.

Die Geistheiler-Gesellschaft mit beschränkter Haftung gibt auch eine Zeitschrift, den Heilspiegel, heraus. In der aktuellen Ausgabe Nr. 31 sind Artikel von Robert Betz, Marc Grewohl, Rüdiger Dahlke und Armin Risi veröffentlicht.

Jährlich findet ein „Internationaler Heilerkongress“ statt, in der Regel im Hotel Pichlmayrgut in Schladming in der Steiermark. Zu Pfingsten 2014 waren Jürgen Fliege, Bruno Würtenberger und Karin Tag mit von der Partie. Anlässlich des Kongresses 2014 feierte Horst Krohne seinen 80. Geburtstag und er wurde auch von seinen Anhängern entsprechend gefeiert.

Gibt man bei YouTube „Horst Krohne 2014“ ein, kann man sich die meisten Vorträge des Kongresses anschauen. Da findet man überhaupt eine Menge Filmchen über Horst Krohne, wie z.B. seine Auftritte beim Kanal Telemedial des Thomas Hornauer. Zu den Vorträgen von Horst Krohne muss man sagen, dass er ein ausgezeichneter Redner ist. Seine Darlegungen wirken trotz der irrationalen Inhalte schlüssig. Er bringt das alles jovial und humorvoll rüber. Auch ist er ein brillanter Märchenerzähler, was ja für einen Geistheiler ganz nützlich sein kann. Seine Auftritte haben sicherlich einen gewissen Unterhaltungswert.

Wie wird es mit seiner Geistheiler-Schule weiter gehen? Die Konkurrenz nimmt dramatisch zu. Während anfangs Geistheiler-Ausbildungen Neuland waren, gibt es sie heute noch und nöcher. Fast jeder „erfahrene“ Geistheiler muss sich irgendwann eingestehen, dass das mit dem Geistheilen nicht funktioniert. Nur total Bekloppte können diese Erfahrungen ausklammern. Das merkt man denen aber auch an und sie kommen zusehends in Schwierigkeiten.

Es mag ja teilweise gut gegangen sein, z.B. wenn die Malesen bei einzelnen Klienten sowieso von alleine weggegangen wären. Bei komplizierteren Erkrankungen geht das eben nicht ohne richtige Medizin. Sofern ein Klient nicht parallel in medizinischer Behandlung ist, kommt da schnell Verdruss auf. Auch Hinterbliebene können sehr ungemütlich werden, wenn sie erfahren, wie viel Geld ein Verstorbener zuvor unnütz zu einem Geistheiler geschleppt hatte. Das fehlt schließlich beim Nachlass. Von daher ist es verständlich, wenn „erfahrene“ Geistheiler ihre unmittelbare Tätigkeit zurück fahren, auf die einfacheren Fälle beschränken, sich eigene Methoden zusammenbasteln und als Geistheiler größtenteils nur noch mittelbar, also als Ausbilder, in Erscheinung treten. Hier im Blog hatten wir unlängst solch ein kurioses Beispiel.

Viele angehende Geistheiler pfeifen auch auf eine Ausbildung und sparen sich das Geld. Schließlich ist es keine allzu große Kunst, sich selbst so ein esoterisches Lügengebäude aus Fantasie und Selbsttäuschung aufzublasen. Vieles kann man dazu aus billigen Bücher vom Flohmarkt entnehmen und beim Dachverband Geistiges Heilen wird man ganz einfach Mitglied und kann damit angeben. Heilpraktiker integrieren ebenfalls verstärkt das Geistheilen in ihre ohnehin skurrilen Leistungskataloge. Auch durchgeknallte Ärzte solle es geben, die so etwas machen. Das Geistheilen erfährt eine Inflation. Jeder kann das, man muss es nur wollen. Und im Internet lassen sich ja auch so wunderbare bunte Seiten dazu kreieren.

Horst Krohne ist mit seinen 80 Jahren offensichtlich noch sehr rüstig. Ihm sei ein unbeschwerter Lebensabend gegönnt. Es kann deshalb gut sein, dass er selbst noch miterleben muss, wie sein Lebenswerk von der Bildfläche verschwindet. Sicher, seine Bücher werden noch in 50 Jahren auf Flohmärkten auftauchen, aber seine Scharlatanschule kann die nächsten 10 Jahre nicht überdauern. Was aus dem Nichts kam, wird zum Nichts zurückkehren.



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